Evelyn ist 50 Jahre alt und berentet. Sie wurde so schwach, dass sie nur noch mit Mühe ihren Alltag für sich selbst leben konnte. Verschiedene Psychotherapien hatten sie zwar wieder lebensfähig gemacht, doch die Schwäche blieb.
Evelyn hatte ein “Loch” in der Erde rechts neben sich, dass ihr all ihre Energie abzog. Schöpfte sie irgendwann einmal Kraft, das “Loch” nahm alles auf. Die Schwäche war ihr Leben.
Zusätzlich hatte sie im Nacken einen “Metallstiefel” sitzen, der sie niederdrückte. Hob sie einmal den Kopf, der “Stiefel” drückte sie wieder herunter.
Von diesen beiden Phänomenen wurde sie nun schon Jahre begleitet. Sie selbst sah auch keine Chance, dass sich das je ändern könnte, zumal ihr immer der Satz ihrer Therapeutin gegenwärtig war: “Damit musst du leben, denn du hast den Missbrauch auf allen Ebenen. Das ist eine chronische psychische Wunde, die nicht heilt. Du kannst dir noch so viel Energie zuführen, das ist etwa so als wenn du mit einer Kiepe Wasser holst”.
Evelyn stellt auf: ihre Stellvertreterin, die Schwäche, die Depression, den Stiefel, das Loch und die Lebensfreude. Der Stiefel drückt fest und unerbittlich. Mit ihm geht die Aufstellungsleiterin in Kontakt. Sie begrüßt und spricht ihn voller Achtung über seine Kraft und Unerbittlichkeit an. Der Stiefel lockert den Druck und lächelt: “Es ist meine Aufgabe”. Anerkennung wird ihm gegeben, dass er seine Aufgabe so kraftvoll ausgeführt hat.
Der Stiefel wird weicher und entdeckt selbst, dass er mit Evelyn nichts zu tun hat. Er hatte die Aufgabe zu drücken. So drückte er. Evelyn war da zufällig. Sie war aber gar nicht gemeint. Der Stiefel sehnt sich nach Freiheit und Erlösung von seiner Aufgabe. Die wird ihm gerne gewährt. Der Stiefel ist jetzt frei und verabschiedet sich.
Anmerkung:
Nun gilt die Aufmerksamkeit dem Energieloch. Dieses hat die Aufgabe, alle Energie in sich hinein zu saugen. Wir beginnen, dem Loch durch uns hindurch Energie zu geben. Es beginnt sich zu füllen – von innen heraus, wird kleiner und kleiner. Auch möchte es unsere Liebe und Anerkennung. Gerne. Schließlich schließt sich das Loch und ist mit sich und seiner Existenz in Frieden.
Evelyn strahlt. So gut hat sie sich noch nie gefühlt, – und seither sind Schwäche und Depression nie wieder aufgetreten. Erst durch die Wahrnehmung und die Anerkennung des eisernen Stiefels, kann er wiederum zu sich selbst zurückkehren, seine Bedürfnisse sehen und in seine Freiheit gehen – transformiert werden. Evelyn hat inzwischen zu verschiedenen Themen ihres Lebens mehrfach aufgestellt und macht inzwischen weiter große Entwicklungsschritte. Es gibt natürlich immer weitere Themen, denen wir uns widmen sollten, aber ihre erste Aufstellung ist inzwischen ein Jahr her. Sie trägt sich mit dem Gedanken, jetzt eventuell ins Arbeitsleben zurückzukehren.
Anmerkung (D.v.St.):
Als ich zum ersten Male diesen Bericht schrieb, versagten die Batterien des Laptops ohne Warnung plötzlich. Das Energieloch, über das ich schrieb, war plötzlich auf meinem Bildschirm. D.h., alles Geschriebene war weg. Als Menschen nennen wir dies Zufall.
Was ist mir zugefallen? “Das Energieloch grüßt schmunzelnd.”