Tinnitus trifft die Betroffenen meist völlig unerwartet.
Durch plötzlich einsetzendes und nicht zu stoppendes schrilles Pfeifen, Tönen, Knirschen, Kreischen, Schreien, Glockengeläut u.ä. werden die Menschen befallen. Mit einem Schlag werden sie aus ihrem bisherigen Leben heraus gerissen und können scheinbar nicht mehr zurück.
Mit ihrer Ruhe ist es vorbei.
Was sie sich oft gewünscht haben, dass sich etwas ändern möge in ihrem Leben, das ist jetzt eingetreten.
Es ist so massiv und einschneidend (schneidende Töne) und so schrill, dass es nicht zu ertragen ist. Für viele Menschen beginnt eine Zeit der Panik, des Leides und der Suche nach Hilfe. Für manche endet die Tinnituserkrankung auch im Tod, wenn sie selbst ihrem Leben ein Ende setzen aus Verzweiflung.
Was bedeuten die Ohrgeräusche, was passiert mit mir und wie hört es auf?
Meist ist der Zustand nur vorübergehend. Es sind zunächst eine Reihe medizinischer Untersuchungen und Behandlungen erforderlich durch HNO-Ärzte, Internisten etc.
Aber bei manchen Menschen hört der Tinnitus nicht auf und wird chronisch. Ergänzend zu allen anderen Therapien raten wir auch zu Krankheits- und Familienaufstellungen, um mehr von der Erkrankung und ihren Hintergründen zu verstehen sowie eventuell bestehende Blockierungen zu lösen.
Elsa hört rechts in der Ferne ein nicht endendes Glockengeläut und links ein schrilles und schneidendes Pfeifen.
Sie ist Lehrerin, immer korrekt, und litt seit Monaten an Überforderung. Fand Ruhe in der Meditation und da plötzlich setzte das Geräusch massiv ein.
Vater und Mutter starben an Krebs. Der Vater als sie 6 Jahre alt war und die Mutter als sie 14 war. Elsa hatte sie bis zuletzt zuhause gepflegt.
Elsa stellt auf.
Die Stellvertreterin in die Mitte. Sie weint. Rechts das Glockengeläut, das sofort beginnt rhythmisch sich zu wiegen. Links den schrillen Ton. Drei Schritte vor ihr links die verstorbene Mutter, fünf Schritte vor ihr rechts den verstorbenen Vater. Hinter ihr die Verzweiflung und die Ohnmacht. Beide mit den Rücken zur Stellvertreterin.
Bereits während die einzelnen Anteile noch zueinander positioniert werden, weinen Mutter und Tochter schluchzend. Besonders der Mutter laufen Tränen in Strömen, während sie auf ihre Tochter blickt.
(Hier sind beide nur Stellvertreterinnen. Beide Frauen haben sich vorher in der Realität nicht gekannt. Jetzt verkörpern sie die verstorbene Mutter und die lebende Tochter. Beide Frauen sind in der Realität tief berührt, das so etwas möglich ist.).
Es sind Tränen der tiefen Liebe und Trauer. Der Vater ist unbeteiligt. Er hat mit beiden scheinbar nichts zu tun.
Mutter und Tochter begegnen sich und bedauern, sich so früh getrennt zu haben, versichern sich ihrer tiefen Liebe und entdecken, dass sie zusammen gehören und zusammen sind, wenn auch nicht körperlich.
Frieden kehrt auf beiden Seiten ein.
Das Glockengeläut wird unterdessen intensiver. Es schwingt unruhig und stark hin und her. Seine Aufgabe ist es, auf den Vater aufmerksam zu machen, Vater und Tochter zusammenzubringen, den Vater ins Leben zu holen. Er ist so früh gestorben und jetzt unbeteiligt, wie er meint.
Der Vater wird von der Tochter gesehen, begrüßt und durch ihre Liebe, Achtung, Anerkennung und Dankbarkeit wieder ins Leben zurückgeholt.
Da erst begreift er, dass auch ihm Leid und Verzweiflung innewohnen. Erst, wenn er seine eigene Trauer wahrnimmt, kann er ins Leben zurückkehren.
Er hatte sich selbst vergessen. Er musste sich erst einmal wieder seiner erinnern und spüren, dass auch er ein Wesen mit Gefühlen ist und seine Trauer selber tragen kann. Jetzt kehren Freude und Lebendigkeit in ihn ein. Er kann sich jetzt Frau und Tochter langsam zuwenden. Die Glocken läuten Freude und Gemeinsamkeit aller drei ein. Das schrille Pfeifen ist verstummt. Es muss nicht mehr aufmerksam machen, dass Kraft und Liebe noch nicht vorbei sind.
Ohnmacht und Verzweiflung haben sich jetzt zu Vertrauen und Lebensfreude gewandelt und stärken jetzt den Rücken der Stellvertreterin.
Mutter und Vater können sich jetzt auch begegnen. Sie stellen sich gemeinsam der Tochter gegenüber und bedanken sich für ihre Liebe im Leben und die Heilung, die für sie jetzt eintritt. Die Tochter muss nun nicht mehr als Vermittlerin verzweifelt versuchen, den Kontakt zwischen beiden aufrecht zu erhalten, sondern darf ihr eigenes Leben leben mit beiden Eltern, die liebevoll und unterstützend auf sie schauen und sich freuen, dass sie ihr Leben lebt.
Danke Tinnitus.